Seit vielen Jahren landet Dortmund bei Städtevergleichen zum Radverkehr auf den hintersten Plätzen, und trotzdem geht der Ausbau der Radwege nur quälend langsam voran. Legendär sind die zahllosen Verzögerungen beim Bau des Radschnellwegs Ruhr, der eigentlich 2020 fertig sein sollte und von dem bis heute nur ein winziges Stückchen im Kreuzviertel befahrbar ist. Aber auch bei weniger bekannten Maßnahmen sieht die Bilanz kaum besser aus.
„Die Radfahrenden in Dortmund werden seit Jahren veräppelt“, sagt Peter Fricke von der Initiative Aufbruch Fahrrad Dortmund und erklärt: „Es gibt viele Ankündigungen und Beschönigungen der Verwaltung, aber nur wenige echte Verbesserungen für den Radverkehr.“ Stattdessen gebe es eine Verzögerung nach der anderen. So existiere für den Bau des Radschnellwegs noch immer kein seriöser Zeitplan, die für das Jahr 2018 geplante Verlängerung des Bananenradwegs um einige hundert Meter sei noch immer nicht abgeschlossen und für die ebenfalls im Jahr 2018 beschlossene Asphaltierung des Rheinischen Esels sei gerade die nächste Verzögerung um mindestens ein Jahr bekannt geworden.
Aufbruch Fahrrad Dortmund findet, dass sich daran etwas ändern muss und ruft zur Fahrrad-Demo für die Verkehrswende in Dortmund auf. Los geht es am 3. September um 16 Uhr auf dem Hansaplatz.
Drei Punkte sind der Fahrradgruppe besonders wichtig.
Erstens müsse der Radschnellweg endlich mit Priorität gebaut werden. „Nach zahllosen Verzögerungen versprach der damalige Planungsdezernent im Jahr 2019 zumindest die Fertigstellung bis 2024“, sagt Fricke. Aber bis heute gebe es nur einen 0,9 km kurzen Radschnellweg-Stummel und bei den übrigen Abschnitten gehe nichts voran. Die Stadt müsse endlich einen detaillierten und belastbaren Zeitplan für jeden einzelnen Abschnitt vorlegen, damit Verzögerungen schnell erkannt und korrigiert werden können.
Zweitens müsse die Stadt systematisch für sichere Hauptstraßen sorgen. „Die Radverkehrsstrategie der Stadt Dortmund mit ihren Velorouten ist eine Mogelpackung, denn sie sieht vor, dass die Radfahrenden im Zickzack über Nebenstraßen fahren sollen, damit die Stadt an den Hauptstraßen nichts ändern muss“, sagt Fricke. Die Strategie sehe vor, an den Hauptstraßen in den nächsten zehn Jahren gar keine systematischen Verbesserungen für den Radverkehr umzusetzen, sondern sich auf die Velorouten zu konzentrieren. „Dabei zeigt der tödliche Unfall im Mai in Brackel, wie gefährlich die Dortmunder Hauptstraßen sind und wie nötig dort sichere Radverkehrsanlagen wären“, sagt Felix Fesca von Aufbruch Fahrrad Dortmund. Auch der Bau der besonders wichtigen geschützten Radfahrstreifen, die vom Autoverkehr getrennt verlaufen und in immer mehr Städten zu finden sind, werde in Dortmund noch immer abgelehnt.
Und drittens müsse das Dortmunder Falschparkerproblem endlich gelöst werden. „Noch immer werden Falschparker auf Radwegen kaum kontrolliert und nur selten abgeschleppt“, sagt Fesca. Und wenn verzweifelte Menschen wegen der Untätigkeit des Ordnungsamts privat eine Anzeige schrieben, lege die Stadt ihnen sogar noch Steine in den Weg: „Bei Anzeigen, die mit der gut funktionierenden App weg.li erstellt werden, verweigert die Stadt die Bearbeitung“, berichtet Fesca und ergänzt: „Stattdessen verlangt sie die Benutzung ihres extrem umständlichen Online-Formulars, das nur selten fehlerfrei funktioniert.“
Die Route der Demonstration weist einige interessante Höhepunkte auf. Vom Hansaplatz geht es über die autobahnartig ausgebaute B54, auf der Tempo 100 gilt, in Richtung Süden und dann über Hörde nach Aplerbeck. Nach einem kurzen Stück auf der B1 führt die Route durch den 1,4 km langen Wambeler Tunnel auf der B236, bevor nach einer Ehrenrunde um den Borsigplatz der Hansaplatz das Ziel ist.