Bei einem schweren Unfall mit einer Stadtbahn ist in der vergangenen Woche ein Radfahrer gestorben. Nach Angaben der Polizei überquerte er die Bornstraße, wurde von der Bahn erfasst und mehrere Meter mitgeschleift. Er verstarb noch am Unfallort.
Viele Radfahrende sind von dieser Nachricht betroffen. Die Dortmunder Fahrradinitiativen VeloKitchen, VeloCityRuhr und Aufbruch Fahrrad Dortmund und die Verbände ADFC Dortmund und VCD Dortmund-Unna laden dazu ein, dem Verstorbenen mit einer Schweigeminute bei der nächsten Critical Mass zu gedenken. Bei der Critical Mass treffen sich Menschen an jedem dritten Freitag im Monat um 19 Uhr auf dem Friedensplatz, um gemeinsam mit dem Rad durch die Stadt zu fahren. Die nächste Critical Mass findet am 20. Oktober statt, und gegen 19:30 Uhr wird der Unfallort erreicht, an dem die Schweigeminute stattfindet.
Ein sogenanntes Ghostbike, also ein weiß gestrichenes Fahrrad, wird diesmal nicht aufgestellt. Ein solches Ghostbike wird üblicherweise vor allem dann aufgestellt, wenn Radfahrende durch Fehler anderer Verkehrsteilnehmer zu Tode kommen. Mit der Gedenkminute bei der Critical Mass wird dem Verstorbenen in einem anderen Rahmen gedacht.
Axel Rickel von der VeloKitchen Dortmund appelliert an alle, die am Verkehr teilnehmen: „Seid aufmerksam im Straßenverkehr, achtet aufeinander und haltet euch an die Verkehrsregeln“. Denn letztlich wollten doch alle sicher am Ziel ankommen.
Leider ständen die Radwege in Dortmund dem noch oft im Wege, und zwar selbst bei Neuplanungen, findet Rickel. So war im Mai auf der Leni-Rommel-Straße ein Radfahrer getötet worden, weil ein Lkw-Fahrer den Radfahrstreifen mitbenutzt und dort den Radfahrer überrollt hat. Der Umbau des Straßenabschnitts, den die Bezirksvertretung Brackel nun beschlossen hat, wird die Sicherheit des Radverkehrs aber nicht verbessern, glaubt Rickel.
„Ausgerechnet an einer Stelle, an der das Problem war, dass ein Kraftfahrzeug den Radfahrstreifen mitbenutzt hat, wird künftig eine sogenannter überbreiter Fahrstreifen neben dem Radfahrstreifen angelegt“, wundert sich Rickel. Ein überbreiter Fahrstreifen ist nur fünf Meter breit, und Kraftfahrzeuge sollen dort nebeneinander oder versetzt fahren.
Man wisse aber vom gescheiterten Umbau der Faßstraße und von vielen vergleichbaren Straßen, dass solche überbreiten Fahrstreifen neben Radfahrstreifen nicht funktionieren und erst recht dazu führen, dass Fahrzeuge auf den Radfahrstreifen ausweichen, weil die Fahrbahn zu schmal für zwei Kraftfahrzeuge ist. Da helfe es auch nicht, dass der Radfahrstreifen künftig etwas breiter werde.
Besser wäre es gewesen, nur einen normalen Fahrstreifen für Kraftfahrzeuge anzulegen, findet Peter Fricke von VeloCityRuhr. „Hier hat die Bezirksvertretung Brackel sich für eine Alibi-Lösung entschieden, weil sie offenbar Angst hatte, dass es sonst zu geringfügig längeren Wartezeiten für den Autoverkehr kommen könnte“, sagt Fricke. Dabei habe die Verwaltung der besseren Lösung mit nur einem normalen Fahrstreifen sogar ausdrücklich bescheinigt, für den Kfz-Verkehr ausreichend leistungsfähig zu sein.
„Solange Abwägungen zwischen der Sicherheit des Radverkehrs und der Leichtigkeit des Kraftverkehrs so getroffen werden wie in der Leni-Rommel-Straße, wird sich die Sicherheit des Radverkehrs in Dortmund nicht verbessern“, sagt Fricke.